Kunst bist du!
Dr.
Peter Funken
Der Text beschreibt
Stefan Krüskempers Gestaltungen für die Zürich-Schule
in Berlin-Neukölln und erschien in der gleichnamigen
Publikation »Ene, mene, muh, und Kunst bist du!« zum
Kunst-am-Bau Projekt (2010).
Kunst
vor Ort
Helga
de la Motte-Haber
Den Katalogbeitrag
schrieb Helga de la Motte-Haber anlässlich der Fertigstellung
der Klanginstallation AIR BORNE. Erschienen ist der Text
in der Publikation »AIR BORNE« im verlag für
integrative kunst, 2006.
Philosophischer
Parkspaziergang
Reinhard
Knodt
Der City-Point
wäre schlecht verstanden und verkürzt begriffen,
wenn wir ihn einfach als Einkaufsparadies bezeichnen
würden. Er ist viel mehr, und man versteht unsere
Zeit nicht, wenn man sich nicht - kunstgestützt, wie wir das hier jetzt
versuchen wollen, ein paar Gedanken über
seine Herkunft macht (2005).
Bürger
machen Kunst
Stefan Krüskemper, María
Linares, Kerstin Polzin
Die Citizen Art Days 2012 zeigten
deutlich, wie viele Menschen das starke Bedürfnis haben,
zu den Fragen ihrer Stadt bzw. dem öffentlichen Raum über
Teilhabe, Differenz und Miteinander zu arbeiten.
Wie
die Kunst die Bürger
gewann
Stefan Krüskemper
Bericht über
einen experimentellen Workshop in Berlin zum Verhältnis der Beteiligten
bei der Umsetzung von Kunst im öffentlichen Raum publiziert in »kunststadt
stadtkunst« Heft 57, 2010.
Public
Art Practice in Berlin
Christina
Lanzl
Berlin ranks high
among the world’s urban centers. What makes this
city so special, so worth living in or visiting? Perhaps
it is the rewarding experience of feeling a sense of
place ... (2009).
Mit
Sprachsinn und Raumverstand
Stefan Krüskemper,
Der Artikel erschien
2009 in der Berliner Zeitschrift für Kunst im Öffentlichen
Raum »Kunststadt - Stadtkunst«, Heft 56. Ausführlich
beschrieben ist das Wettbewerbsverfahren und die Jurysitzung
zur Kunst am Bau für das Carl Gustav Carus Universitätsklinikum
in Dresden.
Kunst
als Kompromiss
Stefan Krüskemper, Patricia
Pisani
Fokus dieses Texts
ist die Jurysitzung eines Kunstwettbewerbs in Berlin,
die durch den Konflikt zwischen Nutzern und Fachpreisrichtern
viele generelle Fragen aufwarf. Erschienen ist der
Artikel in der Zeitschrift
über Kunst im Öffentlichen Raum »Kunststadt
- Stadtkunst«, Ausgabe 55, 2008.
Keine
einfache Rechenaufgabe
Martin
Schönfeld
Kunst für
einen Universitätsstandort zu entwickeln, gehört
zu den sehr attraktiven Aufgaben der Kunst im öffentlichen
Raum. Erschienen ist der Artikel in der Zeitschrift
über Kunst im Öffentlichen Raum »Kunststadt
- Stadtkunst«, Ausgabe 53, 2006.
Wo
kommt eigentlich die Kunst her?
Maria Linares, Stefan Krüskemper
Maria Linarres im Gespräch
mit Stefan Krüskemper über den Begriff der Partizipation
und Emanzipation. Erschienen ist der Text in »Ene,
mene, muh, und Kunst bist du!« (2010).
AIR
BORNE
Jörg Amonat,
Karlheinz Essl, Stefan Krüskemper
Während der Realisierungsphase
der Klanginstallation im Aerodynamischen Park in Berlin
Adlershof wurde das Gespräch der Künstler aufgenommen
und transkribiert. Erschienen ist der Text in der Publikation »AIR
BORNE« im verlag für integrative kunst, 2006.
Alles
im grünen Bereich
Jörg Amonat,
Stefan Krüskemper, Michael Schneider, Johannes
Volkmann
Ein Gespräch
zwischen Michael Schneider und dem buero für integrative
kunst über die Umsetzung des Projekts »parkTV« vor
Ort. Erschienen ist der Text in der Publikation »parkTV
- Alles im grünen Bereich« im verlag für
integrative kunst, 2005.
Heute
ist ein schöner Tag
Jörg Amonat, Anne Eberle,
Stefan Krüskemper
Das Interview mit
der Erwerbslosen Anne Eberle entstand für die Ausstellung »Science
+ Fiction« auf Einladung der Künstler Dellbrügge
und de Moll für ihre Wissens-Installation »Wild
Cards«, 2003.
Positionen
und Tendenzen
Christina Jacoby, Stefan Krüskemper,
Heidi Sadlowski
Auszug aus einem Interview
von Christina Jacoby mit Heidi Sadlowski und Stefan Krüskemper
zu ihrem Projekt »Arbeit über Arbeit«.
Erschienen ist der Text in der Publikation »Positionen
und Tendenzen - goes public«, 2001 im Verlag für
moderne Kunst, 2001.
Politische
Aspekte von Kunst im urbanen Raum
Stefan Krüskemper
Der Vortrag war
am 5. Februar 2009 im Haus Huth der Daimler Contemporary
im Rahmen der Veranstaltung »Vom Reiterstandbild
zum Graffiti« zu hören. Beleuchtet wurde an
diesem Abend die Entwicklung der Kunst im öffentlichen
Raum unter dem Aspekt ihrer politischen Aussagefähigkeit
und Wirkungsfähigkeit.
Kunst
im öffentlichen Raum
Dr.
Anne Marie Freybourg
Zur Eröffnung
der Klanginstallation
»AIR BORNE« am 25. Oktober 2006 hielt
Dr. Anne Marie Freybourg als Mitglied der Jury die
nachfolgende Rede.
Der
Traum vom Raum
Stefan Krüskemper
Während eines
Arbeitsaufenthalts in der Galerie »Autocenter« (Lovelite)
in Berlin Friedrichshain entstand dieses Essay über
die Kommerzialisierung von Stadt und ihren neuen Tempeln,
den Einkaufsmalls. Erschienen ist der Text in der Publikation »parkTV« im
verlag für integrative kunst, 2005.
The
Matrix has you
Stefan Krüskemper
Das Essay ist
ein Resümee des Projektes »Arbeit über
Arbeit«, zu dem Soziologen, Philosophen und Künstler
eingeladen waren, um über einen heutigen Arbeitsbegriff
zu diskutieren. Erschienen ist der Text in den Publikationen »Arbeit über
Arbeit«, 2001 und »Log.in - Netz, Kunst,
Werke« im Verlag für moderne Kunst, 2001.
Tätig
werden. Ein Spiel.
Jörg Amonat, Stefan
Krüskemper
Das Experiment einer
direkten Umsetzung eines dokumentarischen Videos in eine
Print-Publikation, zeigt der Beitrag für das Buch »Arbeit
und Rhythmus«. Das Buch erschien im Wilhelm Fink
Verlag München, 2009.
Team
Fiction
Stefan Krüskemper
Der Text ist gleichzeitig
Reisebericht und Textvorlage für die gleichnamige
Theaterperformance, die in Cali und Berlin aufgeführt
wurde. Erschienen ist das Stück in Gesprächsform
in der Publikation »The Intricate Journey« im
Verlag der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst,
2007.
Arbeit
simulieren
Stefan Krüskemper
Diese Textarbeiten
stehen stellvertretend für eine Reihe Miniaturen mit
besonderen Formen der Veröffentlichung. In knappester
Form vermitteln diese Sätze Erkenntnis über eine
komplexe Fragestellung. Erschienen sind diese Textarbeiten
in der Ausstellung »KunstRaumFranken« im Kunsthaus
Nürnberg als Leuchtkästen, 2001.
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Alles
im grünen Bereich
Jörg Amonat, Stefan
Krüskemper, Michael Schneider, Johannes Volkmann
Amonat:
Zu den einzelnen Punkten, die auch auf dem Plakat zu sehen sind:
Als erstes hat sich eigentlich dieses Symposium, das park_gespräch
formuliert. Wir laden also zu diesem Symposium verschiedene Leute
ein, die zu gewissen Fragestellungen referieren. Eine ist natürlich
die Videoüberwachung, wir haben dazu Herrn Kohl, den Leiter
des Dessauer Polizeireviers, eingeladen.
Krüskemper: Wobei
man ergänzend dazu sagen muss, dass die Videoüberwachung
ein Modellprojekt mit einer bestimmten Laufzeit ist und konkrete
Informationen zur Zeit kaum zu bekommen sind. Uns ist deshalb
auch noch unklar, welche Bereiche des Parks da nun eigentlich überwacht
werden, wo befinden sich die Kameras und sind diese Kameras nach
Ablauf des Modellversuchs noch im Betrieb oder nicht.
Schneider: Also
die Kameras wurden nicht deinstalliert. Wenn die Kameras noch
da sind, braucht es nur einen Mausklick, um sie wieder in Gang
zu setzen. Das ist ja das Perfide an den Dingern, du weißt
nicht, ob das am anderen Ende einer aufnimmt, oder ob die ausgeschaltet
sind.
Amonat: Ich
denke, dass dies auch eine konkrete Frage an Herrn Kohl innerhalb
dieser Gesprächsrunde ist.
Schneider: Die
Bevölkerung war also positiv gestimmt für diese Bewachung.
Die fühlten sich dadurch sicherer.
Amonat: Genau.
Ich glaube auch, dass diese Statistik stimmt, die veröffentlicht
wurde. Es ging seit der Videoüberwachung rapide abwärts
mit der Dealerei im Park. Allerdings hat sie sich verlagert.
Weiterhin haben wir Herrn Platz dazu eingeladen. Von der SPD-Fraktion
wurde er als OB-Kandidat aufgestellt, verlor jedoch gegen den
alten und somit neuen OB die Wahl. Durch diverse politische und
vor allem persönliche Turbulenzen wird er das Rathaus verlassen.
Leider, denn er ist wirklich ein engagierter Politiker. Dass
er uns nicht entsprechend unterstützen kann, bedauerte er
sehr, aber da muss wohl einiges vorgefallen sein, so dass ihm
jetzt sozusagen »die Hände gebunden sind«. Er
hat in verschiedenen Initiativen mitgearbeitet, unter anderem
in einer Zukunftswerkstatt »Lebenswerter Stadtpark«.
Es ist auch unser Anliegen, da eventuell anzuknüpfen, um
vielleicht mit anderen Gedanken und Ideen neue Impulse zu setzen.
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Erschienen in : parkTV,
verlag für integrative kunst, Berlin 2005.
ISBN: 3-906086-90-9
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Schneider: Läuft
diese Zukunftswerkstatt noch weiter?
Amonat: Diese
Zukunftswerkstatt war an einem Wochenende, und die Ergebnisse
wurden in einer Dokumentation veröffentlicht. Herr Platz
sagte aber, dass sie sich gewünscht hätten, wenn diese
Ideen weiter in der Diskussion geblieben wären. Bloß durch
den OB Herrn Otto wurde dem eigentlich ein Riegel vorgeschoben
und keine weiteren Gelder zur Verfügung gestellt. Ich glaube
er meint, dass da überhaupt kein Problem vorliegt, das so
gelöst werden könnte. Der Herr Platz hat sich gefreut,
dass Leute wie wir, von außen, diese Problematik des Stadtparks
aufnehmen, um so vielleicht auch den begonnenen Prozeß der
Zukunftswerkstatt wieder zu beleben.
Weiterhin haben wir für dieses Gespräch eine Konfliktmanagerin
in Bürgerbeteiligungsprozessen, Frau Lück aus Berlin,
eingeladen. Diese Bürgerbeteiligung ist für uns ganz
wichtig und darüber kommen wir zum nächsten Punkt,
dem park_brief. Wir werden ca. zwei Wochen vor diesem Gespräch
ein Leserbriefforum initiieren, das sich wiederum mit dem i_park
verbindet.
Schneider: Wo
jeder Vorschläge machen kann.
Amonat: Genau,
auch hier diese Bürgerbeteiligung.
Dazu kommt die park_aktion, eine Absperrung, die von uns als
provokantes Mittel eingesetzt wird. Um damit zu sagen, dieser
Park wird jetzt abgeschafft, er ist nicht angenommen, er wird
kaum wahrgenommen, also: »was wäre wenn...«,
um so ein bisschen die Leute anzustacheln, dass sie mal ihre
Meinung zu diesem Park äußern.
Schneider: Diese
Komponente fällt jetzt aber weg.
Amonat: Die
fällt jetzt weg. Aber vielleicht dazu später noch etwas.
Am Anfang von diesem Tag wollen wir einen park_spaziergang durchführen.
Es gibt eine Agentur, die heißt »reisewerk«,
die in Dessau Stadtführungen veranstaltet, und die haben
wir angesprochen und sie werden direkt für den Park eine
Parkführung entwickeln, um mal ein bisschen in die Geschichte
einzutauchen.
Am Nachmittag wird das schon angesprochene park_gespräch
im Rathaus-Center durchgeführt, und am Abend wollen wir
den film_park als Abschluss setzen. Auch als ein Vorschlag, der
nicht einmalig zu bleiben braucht. Es wäre doch toll, wenn
sich in den Sommermonaten ein Freilichtkino in diesem Park etablieren
könnte. Man macht ein Programm, und die Leute treffen sich
da, um einen Film anzuschauen. So etwas existiert noch nicht
in Dessau.
Also das sind so diese Ideen, die wir im Laufe der Zeit entwickelt
haben. Im Grunde so ein geschnürtes Paket, um mit den verschiedensten
Leuten ins Gespräch zu kommen. So viel zur Vorstellung des
Projektes.
Schneider: Warum
wurde die symbolische Absperrung verboten?
Volkmann: Ich
denke, dass da eine bestimmte politische Konstellation in diesem
Rathaus durch die OB-Wahl eine Rolle spielte, und die persönliche
Einstellung des Herrn Otto. Wir sind mit dem Grünflächenamt
in Verbindung getreten, um eine Genehmigung zu bekommen und es
wurde uns überhaupt nicht signalisiert, dass es unmöglich
wäre. Das Projekt fanden die eigentlich ganz gut und die
Problematik war ihnen auch schon bewusst.
Amonat: Es
gab diese OB-Runde, in der wöchentlich die ganzen Dezernenten
zusammenkommen, und in dieser Versammlung wurde das Projekt nicht
genehmigt.
Krüskemper: Ich
finde schon, dass es sehr bezeichnend ist, dass es letztlich
zwei konkrete Projektteile getroffen hat, die tatsächlich
im [eigentlichen] öffentlichen Raum stattfinden sollten.
Damit aber auch städtischer Verwaltung und Entscheidung
unterlagen. An dieser Stelle erkennt man doch deutlich das Allgemeine
der Fragestellung. Also nicht: wem gehört sozusagen der öffentliche
Raum, sondern wer entscheidet über das, was in ihm an Öffentlichkeit
und Aktivität geschieht oder zu unterbleiben hat? Insofern
verwundert es mich nicht, dass andere Projektteile, die zum Beispiel
im privaten städtischen Raum der Einkaufsmall stattfinden,
von diesen Problemen ja gar nicht betroffen sind.
Amonat: Die
wir natürlich jetzt sehen, und diese Frage eröffnet
sich uns. Bloß in diesem Detail, glaube ich, haben die
gar nicht das Projekt behandelt, sondern sie haben es als Gesamtveranstaltung
nicht genehmigt. Sie können davon zwar nur die zwei Punkte »Absperrung« und »Filmabend« verhindern,
aber dem gesamten Projekt stehen sie ablehnend gegenüber,
und speziell der Herr Otto stellt sich dagegen.
Schneider: Das
ist doch jetzt aber nur Spekulation. Oder?
Amonat: Nein.
Wenn wir die Gesprächsrunde in den Stadtpark verlegt hätten,
dann wäre dieses Gespräch auch nicht genehmigt worden.
Da wir es aber im Rathaus-Center durchführen, in dieser
Einkaufsmall, kann es die Stadtverwaltung nicht verhindern. Das
Centermanagement ist dagegen sehr kooperativ und unterstützt
uns bei der Durchführung dieser Veranstaltung. Ausserdem
wollten wir zu diesem Gespräch die TeilnehmerInnen der Zukunftswerkstatt »Lebenswerter
Stadtpark« einladen. Die Adressenliste wurde als geheime
Verschluss-Sache behandelt und war nur über das Büro
des OB zu erhalten. Wir haben diese Liste natürlich nicht
bekommen.
Schneider: Befindet
sich in diesem Center auch »Schaulandt«?
Krüskemper:
Genau. In dem Einkaufscenter ist auch die Elektronikabteilung
von »Schaulandt«. Dort wird von uns ein Infostand
mit Leuchtkasten aufgebaut und die einzelnen Punkte des Internet-Projektes
vorgestellt. Auf einer vorhandenen Monitorwand ist unser virtueller
Stadtpark zu sehen, und an zwei Terminals werden Internetzugänge
für den i_park bereitgestellt. Da besteht dann die Möglichkeit, über
Baumpatenschaften an diesem städtischen Diskurs teilzunehmen.
Schneider: Baumpatenschaften.
Was ist das?
Krüskemper: In
dem virtuellen Park sind Bäume gepflanzt, und diesen zunächst »leeren« Bäumen
kann man bestimmte Meinungen zuordnen und sie so zu etwas Eigenem
machen. Also man kann zum Beispiel das Statement des Vorgängers
lesen und dann seine eigene Meinung in der Nähe pflanzen.
So entsteht eine Art Kommunikation der Parkbesucher...
Schneider: Virtuell?
Würde das als Tafel auch an so einem Baum im Park angebracht,
oder wäre das nur im i_park zu sehen?
Krüskemper: Das
ist der rein virtuelle Teil...
Schneider: ...aber
es bezieht sich auf reale Bäume, die im Park existieren.
Oder?
Krüskemper: Nein,
der Park im Internet fungiert im Grunde als Parallel-Raum, der
Möglichkeiten besitzt, die im konkreten Raum so gar nicht
mehr möglich sind. Der virtuelle Park mit seiner Spieleästhetik
stellt so eher eine Erweiterung der Öffentlichkeit und des
Raumes dar, ohne etwas exakt nachbilden oder nachahmen zu wollen.
Schneider: Aha,
das hatte ich nämlich genau andersherum verstanden. Dass
das sozusagen ein Ansatz von euch wäre, tatsächlich
eine stärkere Bindung der Leute an konkrete Objekte im Park
zu schaffen, zum Beispiel eben an Bäume. Die haben ja ihre
Mystik und Magie. Das ist ja auch eine erwiesene Sache, wenn
Leute an so einem Ort einen Anhaltspunkt haben, der für
sie im Moment nur ein Durchlaufraum ist, dass da eine Bindung
entstehen kann.
Amonat: Das
ist zunächst im übertragenen Sinn die virtuelle Bindung.
Das heißt, eine Idee mit diesem Park zu verknüpfen,
und damit die Verbindung und Identifikation mit dem realen Ort
zu schaffen.
Schneider: Würdet
ihr auch reale Bäume nehmen wollen? Geht es tatsächlich
darum es virtuell zu lassen?
Krüskemper: Ich
denke, dass jede Ebene, die wir im Projekt etabliert haben, eine
eigene Gesetzmäßigkeit hat und unterschiedliche Gruppen
von Menschen anspricht, und dass konkret diese Internet-Ebene,
wenn man die jetzt noch mal herausgreift, nicht so stark an diese
Realität gekoppelt sein darf.
Schneider: Aber
die Tatsache, dass ihr nicht in die Richtung denkt, Bäume
im realen Park zu verwenden, deutet für mich auch darauf
hin, dass ihr der Sache misstraut. Ich glaube, dass ihr euch
keinen Effekt davon versprecht.
Dass es sozusagen keine Lösung wäre. Deshalb möchtet
ihr es lieber als ein Gedankenprojekt im Internet haben.
Man könnte ja auch die vorhandenen Bäume im Park nehmen.
Es geht ja darum, dass die Leute diesen realen Park eigentlich
nicht annehmen und viele ihn nur als Transitraum betrachten.
Die Vorschläge, die ihr macht, sind dann aber zum Teil eher
so virtuell abstakt?, dass sie von den Leuten gar nicht ins Reale übersetzt
werden.
Krüskemper: Es
ist einerseits Da ist es schon wichtig, wie man auf die Menschen
und eine fremde Situation zugeht, und andererseits in was für
einem Zeitraum legt man eigentlich so ein Projekt wie parkTV
an. Also ich denke, wir sind uns alle einig, dass es ein Grundstein,
eine Untersuchung, ein erstes Herantasten ist, um dann aus diesen,
wie du jetzt sagst virtuellen abstakt? Ergebnissen - was mir
als Begriff gar nicht so gefällt - dann in eine nächste
Phase des Projektes zu kommen, wo dann Dinge konkreter werden
könnten.
Schneider: Also
die Woche von Montag, in der eigentlich der Park hätte abgesperrt
werden sollen bis zum Sonntag, an dem die Diskussionsveranstaltung
ist, das ist erst mal »Spurensicherung«.
Amonat: Es
ist auch eine Kommunikationsstruktur, die wir »pflanzen« wollen.
Wir sind ja auch nicht diejenigen, die von außen kommen
und sofort wissen, an was es mangelt, und dann gleich Vorschläge
machen, was da fehlen könnte. Sondern es ist eher dieses
langsame Herantasten und Nachfragen.
Schneider: So
etwas hat ja auch immer eine gewisse Anlaufzeit, bis jemand darauf
aufmerksam wird. Unter dem Aspekt, dass die Absperrung nicht
stattfinden darf, ist der Zeitraum von einer Woche dann noch
ausreichend? Also ohne diese erste Provokation, die sicherlich
viel Publicity erzeugt hätte.
Amonat: Wir
wollten das schon zeitlich komprimieren, um so den Prozess auch
in einer gewissen Spannung zu halten. Natürlich, jetzt stehen
wir schon vor der Frage und vor der Situation, dass zwei Teile
des Gesamtprojektes wegbrechen. Ist das Projekt jetzt noch stark,
bekommt dieses Misstrauen der Stadtverwaltung uns gegenüber
solch ein Gewicht, dass sich das Projekt und Fragestellungen
des Projektes ändern? Das beschäftigt uns natürlich.
Schneider: Warum
wurde der film_park verboten? Auch ohne Begründung?
Volkmann:
Ja, ohne Begründung. Das ist einfach die Tatsache, dass
wir dort nicht agieren sollen. Das zeigt, dass es grundsätzlicher
Natur ist.
Schneider: Das
ist aber ein interessantes und eigenes Thema: Wie werden Künstler
in der Gesellschaft gesehen? Natürlich ist es ein Randthema
in der Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Raum. Der
Platz ist voll mit Bronzesachen oder sonst was und eigentlich
interessiert es niemanden so richtig.
Amonat: Natürlich,
da wird der Künstler zugeordnet. Findet diese Zuordnung
nicht so direkt und konkret statt, dann wird der Künstler
undefinierbar. Ich denke, dass wir für die Stadt nicht so
richtig einzuordnen sind.
Schneider: Wenn
ihr als freie Stadtplaner auftreten würdet und nicht als
Künstler...
Amonat: ...
dann wäre es klarer. Sie haben ihr Geld in den neuen Brunnen »gepumpt«,
der wohl sehr teuer war und erst vor etwa drei Jahren eingeweiht
wurde. Insofern hat diesbezüglich der Künstler seine
Arbeit schon geleistet und seine Funktion erfüllt.
Schneider: Den
Park könnte man doch ohne weiteres als ein unbelebtes Schaustück
bezeichnen. Mit einem solchen Park kann natürlich eine Stadtverwaltung
alles machen, weil niemand ein richtiges Interesse daran hat.
Die Verbesserungsvorschläge könnten ja auch nur greifen,
wenn es die Bürger selber umsetzen. Wenn man das denen vor
die Nase setzt funktioniert es - glaube ich - nicht. Du kannst
jetzt nicht noch eine Skulptur hinstellen oder irgendetwas mit
Beton pflastern. Da ist es viel besser wenn die Leute sagen: »Mensch
da ist was, das könnte man ja so nutzen, da ist ein Leerraum,
der nicht ganz definiert ist«. Aber das Problem ist eine Überdefinition
des Platzes, ohne Freiräume, die sich anders nutzen liessen.
Krüskemper: Ich
weiß nicht, ob wir die aktuelle städtische beziehungsweise
soziale Situation von Dessau schon angesprochen haben. Das finde
ich sehr wichtig. Man muss sich vergegenwärtigen, dass die
Stadt in den letzten zehn Jahren, ich denke, fast ein Viertel
ihrer Einwohner verloren hat. Durch die angespannte ökonomische
Situation mussten viele Einwohner ihre Stadt auf der Suche nach
Arbeit verlassen. Wie ich gelesen habe wird prognostiziert, dass
diese Tendenz der Abwanderung sich in den nächsten Jahren
auch nicht ändert und der Tiefpunkt somit noch nicht erreicht
ist.
Schneider: Wahrscheinlich
ziehen eher die Jüngeren weg.
Krüskemper: Genau,
die Erwerbstätigen. Das ist ein Grund für eine zu spürende
Schieflage in der Stadt. Gerade in einer luftigen Stadt wie Dessau
macht sich der Verlust einer Verdichtung von Bevölkerung
besonders bemerkbar. Das unwirtliche Zentrum soll natürlich
trotzdem wieder irgendwie belebt werden und dann eben mit Projekten
wie so einer überdimensionierten Mall, die einfach wie ein
schwarzes Loch wirkt. Die Mall ist voll Menschen und du gehst
raus und die Stadt selbst scheint irgendwie ausgestorben zu sein.
Beides, die soziale und die städtische Situation, sind Entwicklungen,
die sich dann verstärken. Wer darf und die Kaufkraft hat,
ist in der Mall, wer nicht, setzt sich eher in den Park Das hat
dann auch direkte Konsequenzen für den Stadtpark Konsequenzen.
Denn das Einkaufscenter steht ja direkt neben dem Park. Wenn
da Verbindungen stattfinden würden, wäre das sehr positiv
für diese Situation.
Schneider: Was
für Verbindungen?
Krüskemper: Eine
Verbindung zwischen diesem gewollten neuen Zentrum Dessau’s,
der Mall und dem verwahrlosenden Stadtpark, der im Grunde unbelebt
und verwahrlost vor der Tür liegt. Andererseits wird dann
wieder versucht, mit bestimmten Regularien und Förderungen
andere Bereiche des Zentrums aufzuwerten, weil man merkt, dass
es dem Stadtimage schadet, wenn das Zentrum der Stadt mit einer
Mall gleichgesetzt wird. Also: Damit dann doch noch so etwas
wie eine Fußgängerzone entsteht, greift man regulierend
ein. Gestaltet mit standardisierter Stadtmöblierung, pflanzt
die obligatorischen Bäume und stellt dann plötzlich
fest, dass es gar nicht so richtig funktioniert. Dass Stadt so
einfach nicht belebt werden kann. Das zeigt zumindest immer wieder
die Grenzen von gewissen Planungsansätzen und der ökonomischen
Realität auf.
Schneider: Von
daher macht es natürlich auch Sinn, das hatte ich vorher
auch noch nicht so richtig verstanden, dass der i_park diese
Computerspielästhetik hat. Alles wunderschön gemacht
... aber da dachte ich zuerst, ob es denn dieser Situation angemessen
ist. Ja, das macht jetzt natürlich Sinn, da ist dieser reale
Park und andererseits konzentriert sich alles in dieser künstlichen
Gegenwelt »Mall«, die sich ja direkt daneben befindet.
Da erscheint es mir logisch, dass ihr die Diskussionsveranstaltung
dort macht und dass der i_park diesen künstlichen Aspekt
hervorhebt.
Krüskemper: Naja, aber das waren Reaktionen, keine ästhetischen
Entscheidungen. Aus diesen Reaktionen resultieren auch die Ideen
wie: Der Park wird abgeschafft, privatisiert. Der konkrete, reale
Raum braucht im Grunde eine Neubewertung, um wieder attraktiv
zu sein. Also wenn das überhaupt noch möglich ist in
der Konkurrenz zu diesen neuen künstlichen Welten, die letztendlich
auch deswegen entstehen, weil sie tatsächlich mehr Entfaltungs-
und Gestaltungsmöglichkeiten bieten, weil sie irgendwie »lebenswerter« sind.
Schneider: Meinst
du die Kunstwelten?
Krüskemper: Die
Kunstwelten wie die Mallwelten wie die virtuellen Welten.
Schneider: Du
sagst, der Park braucht eine neue Definition. Aber wir haben
ja auch schon gesehen, dass die Definition nicht von oben kommen
kann. Die muss ja wachsen, die muss entwickelt werden von Usern.
Das ist wie in der chinesischen Philosophie, wo es heißt,
ein Weg wird eben dadurch zum Weg, indem er beschritten wird.
Krüskemper: Das
gefällt mir. Obwohl nach meiner Erfahrung wenig Interesse
seitens der Stadt besteht, dass sich etwas unkontrolliert umwertet.
Wächst. Eher sehe ich die Tendenz, durch Konstruktionen
wie etwa Marketingkonzepte, die Stadt im Konkurrenzkampf gegen
die Peripherie und die Einkaufszentren selbst in etwas Künstliches
zu verwandeln.
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