Kunst bist du!
Dr.
Peter Funken
Der Text beschreibt
Stefan Krüskempers Gestaltungen für die Zürich-Schule
in Berlin-Neukölln und erschien in der gleichnamigen
Publikation »Ene, mene, muh, und Kunst bist du!« zum
Kunst-am-Bau Projekt (2010).
Kunst
vor Ort
Helga
de la Motte-Haber
Den Katalogbeitrag
schrieb Helga de la Motte-Haber anlässlich der Fertigstellung
der Klanginstallation AIR BORNE. Erschienen ist der Text
in der Publikation »AIR BORNE« im verlag für
integrative kunst, 2006.
Philosophischer
Parkspaziergang
Reinhard
Knodt
Der City-Point
wäre schlecht verstanden und verkürzt begriffen,
wenn wir ihn einfach als Einkaufsparadies bezeichnen
würden. Er ist viel mehr, und man versteht unsere
Zeit nicht, wenn man sich nicht - kunstgestützt, wie wir das hier jetzt
versuchen wollen, ein paar Gedanken über
seine Herkunft macht (2005).
Bürger
machen Kunst
Stefan Krüskemper, María
Linares, Kerstin Polzin
Die Citizen Art Days 2012 zeigten
deutlich, wie viele Menschen das starke Bedürfnis haben,
zu den Fragen ihrer Stadt bzw. dem öffentlichen Raum über
Teilhabe, Differenz und Miteinander zu arbeiten.
Wie
die Kunst die Bürger
gewann
Stefan Krüskemper
Bericht über
einen experimentellen Workshop in Berlin zum Verhältnis der Beteiligten
bei der Umsetzung von Kunst im öffentlichen Raum publiziert in »kunststadt
stadtkunst« Heft 57, 2010.
Public
Art Practice in Berlin
Christina
Lanzl
Berlin ranks high
among the world’s urban centers. What makes this
city so special, so worth living in or visiting? Perhaps
it is the rewarding experience of feeling a sense of
place ... (2009).
Mit
Sprachsinn und Raumverstand
Stefan Krüskemper,
Der Artikel erschien
2009 in der Berliner Zeitschrift für Kunst im Öffentlichen
Raum »Kunststadt - Stadtkunst«, Heft 56. Ausführlich
beschrieben ist das Wettbewerbsverfahren und die Jurysitzung
zur Kunst am Bau für das Carl Gustav Carus Universitätsklinikum
in Dresden.
Kunst
als Kompromiss
Stefan Krüskemper, Patricia
Pisani
Fokus dieses Texts
ist die Jurysitzung eines Kunstwettbewerbs in Berlin,
die durch den Konflikt zwischen Nutzern und Fachpreisrichtern
viele generelle Fragen aufwarf. Erschienen ist der
Artikel in der Zeitschrift
über Kunst im Öffentlichen Raum »Kunststadt
- Stadtkunst«, Ausgabe 55, 2008.
Keine
einfache Rechenaufgabe
Martin
Schönfeld
Kunst für
einen Universitätsstandort zu entwickeln, gehört
zu den sehr attraktiven Aufgaben der Kunst im öffentlichen
Raum. Erschienen ist der Artikel in der Zeitschrift
über Kunst im Öffentlichen Raum »Kunststadt
- Stadtkunst«, Ausgabe 53, 2006.
Wo
kommt eigentlich die Kunst her?
Maria Linares, Stefan Krüskemper
Maria Linarres im Gespräch
mit Stefan Krüskemper über den Begriff der Partizipation
und Emanzipation. Erschienen ist der Text in »Ene,
mene, muh, und Kunst bist du!« (2010).
AIR
BORNE
Jörg Amonat,
Karlheinz Essl, Stefan Krüskemper
Während der Realisierungsphase
der Klanginstallation im Aerodynamischen Park in Berlin
Adlershof wurde das Gespräch der Künstler aufgenommen
und transkribiert. Erschienen ist der Text in der Publikation »AIR
BORNE« im verlag für integrative kunst, 2006.
Alles
im grünen Bereich
Jörg Amonat,
Stefan Krüskemper, Michael Schneider, Johannes
Volkmann
Ein Gespräch
zwischen Michael Schneider und dem buero für integrative
kunst über die Umsetzung des Projekts »parkTV« vor
Ort. Erschienen ist der Text in der Publikation »parkTV
- Alles im grünen Bereich« im verlag für
integrative kunst, 2005.
Heute
ist ein schöner Tag
Jörg Amonat, Anne Eberle,
Stefan Krüskemper
Das Interview mit
der Erwerbslosen Anne Eberle entstand für die Ausstellung »Science
+ Fiction« auf Einladung der Künstler Dellbrügge
und de Moll für ihre Wissens-Installation »Wild
Cards«, 2003.
Positionen
und Tendenzen
Christina Jacoby, Stefan Krüskemper,
Heidi Sadlowski
Auszug aus einem Interview
von Christina Jacoby mit Heidi Sadlowski und Stefan Krüskemper
zu ihrem Projekt »Arbeit über Arbeit«.
Erschienen ist der Text in der Publikation »Positionen
und Tendenzen - goes public«, 2001 im Verlag für
moderne Kunst, 2001.
Politische
Aspekte von Kunst im urbanen Raum
Stefan Krüskemper
Der Vortrag war
am 5. Februar 2009 im Haus Huth der Daimler Contemporary
im Rahmen der Veranstaltung »Vom Reiterstandbild
zum Graffiti« zu hören. Beleuchtet wurde an
diesem Abend die Entwicklung der Kunst im öffentlichen
Raum unter dem Aspekt ihrer politischen Aussagefähigkeit
und Wirkungsfähigkeit.
Kunst
im öffentlichen Raum
Dr.
Anne Marie Freybourg
Zur Eröffnung
der Klanginstallation
»AIR BORNE« am 25. Oktober 2006 hielt
Dr. Anne Marie Freybourg als Mitglied der Jury die
nachfolgende Rede.
Der
Traum vom Raum
Stefan Krüskemper
Während eines
Arbeitsaufenthalts in der Galerie »Autocenter« (Lovelite)
in Berlin Friedrichshain entstand dieses Essay über
die Kommerzialisierung von Stadt und ihren neuen Tempeln,
den Einkaufsmalls. Erschienen ist der Text in der Publikation »parkTV« im
verlag für integrative kunst, 2005.
The
Matrix has you
Stefan Krüskemper
Das Essay ist
ein Resümee des Projektes »Arbeit über
Arbeit«, zu dem Soziologen, Philosophen und Künstler
eingeladen waren, um über einen heutigen Arbeitsbegriff
zu diskutieren. Erschienen ist der Text in den Publikationen »Arbeit über
Arbeit«, 2001 und »Log.in - Netz, Kunst,
Werke« im Verlag für moderne Kunst, 2001.
Tätig
werden. Ein Spiel.
Jörg Amonat, Stefan
Krüskemper
Das Experiment einer
direkten Umsetzung eines dokumentarischen Videos in eine
Print-Publikation, zeigt der Beitrag für das Buch »Arbeit
und Rhythmus«. Das Buch erschien im Wilhelm Fink
Verlag München, 2009.
Team
Fiction
Stefan Krüskemper
Der Text ist gleichzeitig
Reisebericht und Textvorlage für die gleichnamige
Theaterperformance, die in Cali und Berlin aufgeführt
wurde. Erschienen ist das Stück in Gesprächsform
in der Publikation »The Intricate Journey« im
Verlag der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst,
2007.
Arbeit
simulieren
Stefan Krüskemper
Diese Textarbeiten
stehen stellvertretend für eine Reihe Miniaturen mit
besonderen Formen der Veröffentlichung. In knappester
Form vermitteln diese Sätze Erkenntnis über eine
komplexe Fragestellung. Erschienen sind diese Textarbeiten
in der Ausstellung »KunstRaumFranken« im Kunsthaus
Nürnberg als Leuchtkästen, 2001.
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Ein
philosophischer Parkspaziergang
Reinhard Knodt
Meine sehr verehrten Damen und
Herren!
Herzlich willkommen im City-Point zu »parkTV«. Der
City-Point wäre schlecht verstanden und verkürzt begriffen,
wenn wir ihn einfach als Einkaufsparadies bezeichnen würden.
Er ist viel mehr, und man versteht unsere Zeit nicht, wenn man
sich nicht - kunstgestützt, wie wir das hier jetzt versuchen
wollen, ein paar Gedanken über seine Herkunft macht. Sie
stehen hier inmitten von Surrogaten - denken Sie vielleicht.
Hier haben Sie eine Liegewiese aus Kunstrasen, dort haben sie
etwa einen Brunnen, dessen Wasser aus der öffentlichen Versorgung
stammt, Sie sehen künstliche Blumen und wer weiß,
haben Sie auch schon vom »ParkTV_Duft« probiert,
der hier in Parfumfläschchen zu haben ist. Ich beeile mich
Ihnen zu sagen, dass es hier nicht um Ironie oder die falsche
Indienstnahme eines der - sicherlich - schönsten Warenhäuser
Nürnbergs geht. Worum es geht, ist nichts weniger als der
größte Sehnsuchtstraum des Menschen. Er ist symbolisiert
durch das Wort Paradies. Dieses ist, wie Sie vielleicht wissen,
persisch und heißt Garten.
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Erschienen in : parkTV,
verlag für integrative kunst, Berlin 2005.
ISBN: 3-906086-90-9
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Der Garten ist seit Alters das Symbol
der Sehnsucht. Die Gärten der Semiramis, die Nilgärten,
der christliche Mythos vom Paradies, das Perystil der alten Römer,
der mittelalterliche Kreuz- und Klostergarten, die Rosen-, Paradies-
und Liebesgärtlein des Barock, die fürstlichen Repräsentationsgärten
und die sich überlagernden italienischen, französischen
und englischen Stile des 18. und 19. Jh., die Volksparks schließlich,
die Tivolis, die Idee der Gartenstadt, der moderne Freizeitpark
und die Erlebnis- und Ferienparadiese unserer Tage und der City-Point
- sie alle haben, trotz wechselnder Gestalten, eines gemeinsam:
Sie sind Sehnsuchtsinseln gegen ihre Zeit - und sie sind es doch
im Stil ihrer jeweiligen Zeit. Sie formen eine ideale Welt, in
der sich Schönheit und Nützlichkeit, Kunst und Natur,
Menschenbauwerk und Landschaft, Natur und Kunst ineinander verkehren
und so eine geheime Metaphysik mit einem praktischen Anspruch
verbinden. Hier, bei ParkTV im City-Point ist es nicht anders.
Wer einen Garten liebt, hat eine Religion, heißt es. Die
Religion unserer Zeit - also die Verbindung von Arbeit und Konsum
als Lebensstil - wird weitgehend an Orten wie dem City-Point
besonders gefeiert. Und daher denke ich ist es nicht übertrieben,
zu sagen, wir beschäftigen uns gewissermaßen mit der
Religion unserer Zeit, hinter der – Heidegger hat es gesagt,
die Technik als Metaphysik unserer Zeit steht. Sie verbindet
sich in Arealen wie diesem mit den Urbildern der menschlichen
Sehnsucht, und während etwa die buddhistischen Zen-Priester
schon immer Gartenarbeit als Ersatz für Meditation ansahen,
gibt es auch für den gebildeten Europäer des 19. und
20 Jh. eine Tätigkeit, die sich vor allem mit dem Garten,
bzw. dem Park verbindet. Ich meine: Das Spazieren gehen.
Vielleicht denken Sie, dass die heute
in der Zeit der technikgestützten Erlebnisfreizeit und der
Mountainbikes und einrollbaren Kunstrasens das Spazieren gehen
ein wenig aus der Mode gekommen ist. Aber ich sage Ihnen, es
wird sehr viel mehr spazieren gegangen, als wir glauben. Wir
tun es nur anders, etwa mit dem Scheckbuch in der Brusttasche.
Das hat allerlei Vorteile, etwa wird die Arbeit nicht weniger.
Sollten Sie übrigens der Meinung sein, gelegentlich ohne
zu konsumieren einfach so auf einer Wiese spazieren zu gehen,
so kann ich Ihnen verraten, daß all dies auch auf der Wiese
der Fall ist, dort heißt es dann eben Auto, Leichtlaufwanderschuhe,
Anorak aus »ultra-light-fleece«, Parkplatz und Restaurationsindustrie.
Es ist also wesentlich umweltschädlicher und kostspieliger, »einfach
so« spazieren zu gehen und abgesehen von einigen fränkischen
Ausnahmen, die ich Ihnen gern zugebe, ist auch der Genuss normaler
gewachsener Bäume kostspieliger als das Aufstellen von Plastikbäumen.
Und diejenigen, die den Genuss echter Bäume, echten Rasens,
echter Quellen oder gar eines echten Quarzsandstrandes auf den
Seychellen lieben, die lieben in Wirklichkeit nicht die Natur,
sondern nur ein viel aufwendigeres und unbescheideneres Produkt
der Natur und Tourismusindustrie. Also - halten Sie sich nicht
für naturnah und bescheiden nur weil Sie sich den Luxus
erlauben, ein Stück ehemals technikgestützt und sentimental
zu konsumieren. Die wahren Bescheidenen und daher auch moralisch Überlegenen
unserer Tage sind diejenigen, die sich mit dem zufrieden geben
mit dem, was für alle da ist, und für alle sind die
Dinge da, die man leicht herstellen kann und bei deren Genuss
es keinen übermäßigen Dreck gibt, wie eben Plastikbäume,
Kunstrasen oder eben die Anlagen des City-Point. Und was das
auf sich hat, erkläre ich Ihnen jetzt. Bitte folgen Sie
mir:
Der Brunnen
Kommen wir zum Phänomen des Brunnens. Sie wissen, dass das
Paradies an den Quellen zweier Flüsse liegt, Euphrat und
Tigris. Diese Gegend, also die Ost-Türkei und vor allem
der heutige Irak bis Bagdad war zu der Zeit, als der Paradiesmythos
entstand, sehr fruchtbar. Wassergärten und Pflanzungen,
fruchtbare Täler, Mandelbäume und Rosenparfümherstellung
hätten Sie dort gefunden. Das biblische Altertum war diesen
Regionen sozusagen günstiger als die heutige Zeit. Die Vorstellung
eines weiten Fruchtgarten also müssen Sie mit der Vorstellung
vom Brunnen des Paradieses verknüpfen. Gehen Sie ins 13.
und 14. Jh. , so sind die Erzählungen des Paradiesbrünnleins überliefert,
sehen Sie in die Päpstlichen Gärten des 16. Jh. und
in die Nachfolgeprodukte aus Barock und Rokoko, so haben sich
die Paradiesbrunnen in Fontänen und Becken verwandelt. Etwa
gibt es in vielen Anlagen zu den Springbrunnen abgetrennte Fischbecken.
Der englische Park sodann schaffte die Springbrunnen ab, die
ihren Gang in die Städte antraten und heute en Miniature
auf jedem Kleinstadtmarktplatz und in Kleingärten drapiert
werden. Man baute in den Parks stattdessen künstliche Seen,
um dem Bild der realen Natur näher zu kommen, in der es
ja keine Springbrunnen gab. Aber das war eigentlich nur der Fall,
weil man sich nicht mehr an den hebräischen Mythos entsann,
in dem der Herr Wasser aus dem Felsen schießen lässt.
Kurz gesagt, die Fontäne ist dem biblischen Mythos näher
als dem aufgeklärten Jahrhundert und die Emanzipation nach
Rousseau verfrachtet die Fontäne in die Rumpelkammer während
der scheinbar natürliche See in den Park verfrachtet wird.
Hinter dem Brunnen steht das idyllische
Sehnsuchtsbild eines Gottes, der für uns wirkt, der uns
eine angenehme Umgebung und trinkbares Wasser, Fruchtbarkeit
also schafft, die Berühmte Erinnerung an die »Orge« -
jene Kraft der Natur, die alles zum Sprießen bringt. Nach
mittelalterlicher Anschauung ist das Wasser, je näher man
dem Paradies kommt desto mehr mit dem Wasser des ewigen Lebens
gespeist sei, so dass wer einmal davon getrunken hat, nicht mehr
dürstet, und wer einmal darin gebadet nicht mehr alt und
nicht mehr hässlich wird. Der Jungbrunnen also. (–)
Kaufen Sie sich also einen Brunnen, am besten mit elektrischem
Antrieb für die Fensterbank und denken Sie an den Mythos
des Paradieses.
Die Liegewiese
Die Geschichte des Parks ist sehr alt. Das Wort kommt aus dem
Altfranzösischen und heißt parcus, daraus wurde
später parcour – es ist jene »lichte Stelle
im Wald, an der der Hof seinen Ort des festlichen Aufgebots
hatte, das Rencontre – der Ort also, an dem man sich
traf, lagerte aber auch Wettkämpfe veranstaltete, Bogenschießen,
Pferderennen, Ballspiele. Der Parcus war nicht hortus, denn
er diente sozusagen dem herrschaftlichen und gesellschaftlichen
High life. Dass man den Parcus im Lauf der Entwicklung zunächst
selber anlegte, dass man also nicht mehr zum Park ritt, sondern
dass man diesen Park gewissermaßen zum eigenen Schloss
holte, um dort, vor der Tür gleich die Promenade zu haben,
ist eine spätere Entwicklung.
Promenade heißt übrigens
auch nicht einfach »spazieren gehen«, sondern zunächst
einmal das Hervortreten des Hofes. Sie müssen sich das so
vorstellen, dass im künstlich angelegten »Parcus« der
französische Hof des jeweiligen Schlossherrn vor den Gästen
oder auch der einfachen Bevölkerung, hervortrat. Mit König
und Königin, mit Damen und Hofstaat. Die Herren hatten ein
Seidenkissen mit sich zu tragen, falls sich eine der Damen zu
setzen wünschte, ansonsten verlustierte man sich – der
gesamte Hof also, für ein, zwei Stündchen, verirrte
sich ein wenig im Labyrinth, besah sich die Gartendenkmäler,
meist Steinfiguren die an den antiken Mythos erinnerten und uns
heutigen Ungebildeten nur wie Schrullitäten vorkommen. Anschließend
traf man sich etwa im Gartensaal oder zog sich wieder zurück.
Der Garten war also Promenadebühne und Ausgehfläche
der höchsten Kreise. (–) Mit der Zeit wanderte er
in die Stadtgärten der besseren Bürgerhäuser,
meistens taten sich zehn oder elf Bürger eines Squares zusammen
und ließen in der Mitte des Platzes von einem Gärtner
eine Anlage pflegen, die abends verschlossen wurde und im Volkspark
wurde der Park als Spazierfläche sozusagen demokratisiert.
Wir hier befinden uns in einem Garten
des 21. Jahrhunderts, in »ParkTV«. Das eine modernen
Einkaufsmalls der geeignete Ort für einen Garten ist, glauben
Sie vielleicht nicht gleich, aber man kann es nachweisen - denken
Sie nur an die Gartenmöbel, Palmen in Kübeln, an die
Dekoration des einen oder anderen Kaffees, an künstliche
Wasserfälle Kioske und – in Erinnerung an den alten
Barockpark - an die unendlichen Labyrinthe der Waren, also Wege,
Rolltreppen, Gänge. Sogar Sonnenschirme sind aufgestellt,
wie Sie wissen - aber die halten natürlich keine Sonne ab,
sie erinnern nur wie von fern an den Strand von Bahaia... - Es
gibt Areale in modernen Malls, da braucht man keinen einzigen
Gegenstand wirklich und dennoch kommen die Menschen um das kleine
Erlebnis der Öffnung im Alltag zu haben, um also die Liegewiese
zu besuchen oder das, was sie symbolisiert, die paradiesische
Ruhe, um schnell einen Kaffee zu trinken, den Wasserfall rauschen
zu hören. Die Fransen der Sonnenschirme flappen im Wind
der Ventilatoren, die Rolltreppen stöhnen und dann kaufen
sie auch etwas, ein Plakat etwa, einen Aschenbecher mit der Aufschrift "New
York" oder eine Zeitung. Wir wissen, wir sind in einer Mall,
sozusagen dem Wiesenflanierstück des Paradieses, wo wir
Ruhe vor des Alltags Last empfinden.
Und dass ich das hier nicht einfach
ironischerweise erfinde, beweise ich Ihnen auch: - Als Lady Montague,
die Schwester der englischen Königin auf ihrer Reise in
die Türkei für ihre Freundin Mrs. Skerrit im Jahr 1716
Brüssler Spitzen einkaufen soll, geht sie, wie sie schreibt,
auf die »Maille der Vornehmen«, also auf der »Mall« spazieren.
Sie schreibt: »Hier sind verschiedene herrlich gebaute,
viereckige offene Plätze, und, was mir eine besondere Schönheit
erscheint, alle mit hohen und dichtbelaubten Bäumen besetzt.
Voorhout ist zugleich der Hydepark und die Maille der Vornehmen,
sie gehen und fahren da spazieren. Hier gibt es Buden mit Waffeln,
Eisgetränke...« usw.
Die Atmosphäre
Ich will jetzt zum Kern meiner Botschaft kommen. Normalerweise
kommt die Wahrheit auf Taubenfüßen sagt man. Meine
Wahrheit rührt sozusagen von den unmerklichsten Gegenständen.
Sie hören, wenn Sie ruhiger wären, das Vogelgezwitscher.
Ansonsten haben Sie vielleicht gar in der Hand das Parfumfläschchen
mit einem bereits hier erworbenen Duft namens »parkTV«.
Sie haben damit gewissermaßen die wichtigsten atmosphärischen
Bestandteile des Parks in Händen, bzw. in Nase und Ohren.
Dass es sich um die Nase und die Ohren handelt, ist sehr wichtig.
Denn die Atmosphäre eines Raumes ist nicht allein mit
den Augen wahrzunehmen sondern mit allen Sinnen, also über
die Haut die Nase, die Ohren die Augen: Alle Sinne müssen
sozusagen zu ihrem Recht kommen und das Zentrale Organ zur
Wahrnehmung der Atmosphäre ist bereits in der Überlieferung
die Nase!
Der Mönch Beda soll aus dem Paradies
zurückkehrend, in das er beim Segeln nach Westen zufällig
verschlagen wurde, nach diesem Paradies gerochen haben. Der Duft
des Paradieses soll ihn (ansonsten) so satt gemacht haben, dass
er kaum mehr essen brauchte und diejenigen, die bei ihm waren,
wollen allein aus dem Duft auch diese Eigenschaft des Sattseins
zumindest für ein paar Wochen verspürt haben.
Der Aufwand in paradiesischen Dingen - denken Sie allein an die
geistigen Zurichtungen - ist bekanntlich erheblich. Dass es Jahre
dauert um sich eine Bildung zu verschaffen, die es ermöglicht
nicht nur in alten Bibliotheken zu wühlen sondern richtig
satt zu sein, wenn man etwas entdeckt, bedeutet eine völlige
Unbildung und Vergeistigung der Persönlichkeit, die auf
diese Weise asketisch leben kann. Dass es Geld braucht um Reisen
zu machen ist auch eine bekannte Sache. Aber was soll man denn
tun, wenn anders der Duft des Paradieses die Kleider einfach
nicht berührt und die Unbildung und das Nicht-Weitgereist-Sein
einem sozusagen aus Gesicht und Kleidern spricht? Technische
Gesellschaften und der american way of life sind hier einen Schritt
weiter, und auch in Bagdad und der Gegend des ehemaligen Paradieses
dürfte es ihn in Erfüllung der biblischen Weltgeschichte
nun sicher auch bald geben - nein - ich meine nicht Babylon als
Supermarkt! Ich spreche von etwas anderem, ich spreche vom Duft »parkTV_Duft«.
Produzent ist das »buero für integrative kunst«,
Herstellung und Vertrieb heute abend im City-Point. »parkTV_Duft« ist
nicht einfach ein Parfum. Er besteht aus echten ätherischen Ölen
- es ist riechbare Atmosphäre des Paradieses.
Früher stellte man auch in Parks
Atmosphären her und man machte das - wahrscheinlich aus
Unkenntnis sehr viel aufwendiger als heute. Die alten Gartenbaulehren
etwa haben großen Wert auf die Atmosphären gelegt,
die in einem Park arrangiert wurden. Parks sind geradezu Stimmungskunstwerke.
Man wird dort nämlich ohne dass man es bewusst merkt, von
Stimmung zu Stimmung, von Atmosphäre zu Atmosphäre
geführt. Von der heiteren Atmosphäre einer Blumenterasse
zur melancholischen Atmosphäre eines Brunnens, oder zur
herrschaftlichen Atmosphäre einer Allee. Schnell fließendes,
seichtes Wasser wirkt erheiternd, kann man da lesen; stehendes
dunkles Wasser, wirke geheimnisvoll. Stehendes tiefes Wasser,
in das Sonnenstrahlen dringen, wirkt geistig; Wasser im Schatten
wirkt ernüchternd und kühl. Die Gartenbaulehren des
18. Jh. etwa Jakob Hirschfelds, würden endlose Kommentare
zu solchen Beobachtungen und Möglichkeiten liefern.
Nur ein Zitat: »Die sanftmelancholische
Gegend bildet sich durch Versperrung aller Aussicht; durch Tiefen
und Niederungen; durch dickes Gebüsch und Gehölz, oft
schon durch bloße Gruppen von hohen, stark belaubten nahe
aneinander gedrängten Bäumen, und deren Wipfeln ein
hohles Geräusch schwebt, durch stillstehendes oder dumpfmurmelndes
Gewässer, dessen Anblick versteckt ist, durch Laubwerk von
einem dunklen und schwärzlichen Grün, durch tief herabhängende
Blätter und überall verbreitete Schatten... In einer
solchen Gegend fallen sparsame Lichter nur durch, um den Einfluss
der Dunkelheit vor dem Traurigen oder Fürchterlichen zu
schützen. Die Stille und die Einsamkeit haben hier ihre
Heimat. Ein Vogel, der ungesellig umherflattert, eine Holztaube,
die in den hohlen Gipfel einer entlaubten Eiche girrt und eine
verirrte Nachtigall, die ihre Leiden der Einöde klagt -
ist zur Ausstaffierung der Szene schon hinreichend.«
Sie Sehen auch schon damals - alles
Technik! Wie einfach haben wir es dagegen! Wir greifen zu »parkTV_Duft« und
wir hören Vögel vom Band. Wir wissen, es ist auch nur
Technik, die und anhand einer Rückerinnerung an einen alten
Mythos zur Hand geht. Gärten sind Sehnsuchtsparadiese, die
uns aus dem Alltag unserer Zeit locken sollen, aber sie sind
mit den Mitteln unserer Zeit ausstaffiert.
Hier in »ParkTV« befinden
Sie sich in einem solchen. Ich danke ihnen und wünsche Ihnen
ERKENNTNISSE UND VERGNÜGEN. |